Wildkräuterwissen

Wildkräuter-Wissen macht unabhängig

Das Sammeln von Kräutern

Grundsätzlich sollten keine Kräuter gesammelt werden die man nicht genau kennt, denn viele Kräuter haben giftige Doppelgänger. Besitzt man aber die Kenntnis der Kräuterbestimmung, kommt es auf die richtige Zeit, den richtigen Ort und die richtige Art und Weise des Sammelns an. Grundsätzlich gilt, daß Kräuter in frischem Zustand die größte Heilwirkung haben. Für den Winter legt man sich einen nicht zu großen Vorrat an getrockneten Kräutern an, für den wir die Kräuter zur Zeit ihres größten Wirkstoffgehalts sammeln.

Bei Blüten ist dies zur Beginn der Blütezeit
Bei Blättern ist dies vor und während der Blütezeit
Bei Wurzeln ist dies im zeitigen Frühjahr oder im Herbst
Bei Früchten die Zeit der Reife

Nur gesunde, saubere Pflanzen sammeln, die frei von Ungeziefer sind. Sammelzeit sind sonnige, trockene Tage, wenn der Tau vergangen ist. Die meiste Kraft haben die Pflanzen in den Mittagsstunden oder kurz davor.

Keine Sammelorte sind Autobahnen, chemisch gedüngte Felder oder Wiesen, verseuchte Gewässer, befahrene Bahngleise, verkehrsreiche Straßen, Industrieanlagen und Ähnliches.

Schütze die Natur! Achte darauf keine Pflanzen zu sammeln, die unter Naturschutz stehen. Es gibt andere Pflanzen mit gleichen Wirkstoffen, mit denen man geschützte Pflanzen ersetzen kann. Reiße keine Wurzeln aus! Blüten nicht drücken. Grundsätzlich gehören Kräuter, genau wie Pilze, nicht in Plastiktüten, denn dort beginnen sie zu schwitzen und werden beim Trocknen schwarz.

Diese Wildkräuter-Kenntnisse können Ihnen auch in echten Notzeiten äußerst nützlich sein.

Dabei muss es noch lange nicht zu einer Hungersnot kommen, schon ein mehrtägiger Streik der LKW-Fahrer reicht vollkommen aus, um die Supermärkte im Nu leer zu fegen.

Während andere früher oder später in Panik ausbrechen und die letzten Reserven ihrer Nachbarn plündern, können Sie gemütlich im Park wandeln und sich dort nach Essbarem umsehen. Ähnlich unbezahlbar sind Kenntnisse im Bereich der Heilpflanzen.

Wer sich selbst wirksame Medizin aus der Natur besorgen und diese zubereiten kann, lebt deutlich unabhängiger als jener, der bei jedem Gesundheitsproblem – und wenn es noch so gering scheint – auf Arzt, Apotheker und die Pharmaindustrie angewiesen ist.

Statten Sie sich und Ihre Familie also mit Wildkräuterwissen und am besten auch mit Wildkräutervorräten aus.

Der Begriff Wildkräuter bezeichnet krautige Wildpflanzen (im Gegensatz zu den züchterisch beeinflussten Kulturpflanzen), vor allem in der direkten Umgebung des Menschen, in Gärten, Ackerland und Saumbiotopen. Der Begriff wird vor allem, ähnlich wie der weniger verbreitete Ausdruck „Beikraut“, als Synonym für den Ausdruck Unkraut verwendet, um den sehr negativ besetzten Beiklang von „Un“kraut zu vermeiden.

Wildkräuter schenken uns seltene Vitalstoffe und wertvolle Heilsubstanzen. Wildkräuter wachsen kostenlos im Wald, in Parkanlagen, auf Wiesen, an Wegrändern, natürlich im eigenen Garten und sogar auf dem Friedhof. Viele Wildkräuter passen gut in Salate, Suppen, Pestos, Gewürzmischungen und Smoothies. Andere sind ideale Heilpflanzen, aus denen ohne grossen Aufwand heilkräftige Tees oder Tinkturen hergestellt werden können.

Wann unternehmen SIE Ihre nächste Kräuterführung?

Wildkräuter: Gesünder geht’s nicht

Wildkräuter erfreuen mit einem ungewöhnlich hohen Mineralstoff- und Vitalstoffgehalt. Zwar wurden bisher erst von wenigen Wildkräutern die entsprechenden Werte bestimmt, doch die vorhandenen zeigen: Wildkräuter lassen das Kulturgemüse weit hinter sich.

Nehmen wir zum Beispiel den Kopfsalat. Sein Kaliumgehalt liegt bei 224 mg pro 100 Gramm Salat. Ferner enthält er 37 mg Calcium, 11 mg Magnesium und 1,1 mg Eisen (wobei diese Werte natürlich auch je nach Bodenart und Anbaumethode variieren können).

Schon allein das Gänseblümchen weist annähernd den dreifachen Kaliumgehalt auf. Ausserdem stecken in ihm fünfmal mehr Calcium, dreimal mehr Magnesium und etwa die zweieinhalbfache Eisenmenge im Vergleich zum Kopfsalat – und dabei liegt das Gänseblümchen in Bezug auf den Vitalstoffreichtum bei den Wildkräutern noch eher im breiten Mittelfeld.

Der weisse Gänsefuss, das Franzosenkraut und die Brennnessel hingegen zeigen (siehe Tabelle unten), was im Bereich der Mineralstoffe in der Welt der Wildkräuter möglich ist.

Jeweils in mg/100g     Kalium     Calcium     Magnesium     Eisen
Kopfsalat                          224             37                11            1,1
Grünkohl                          490            212               31            1,9
Gänseblümchen             600           190                33            2,7
Gänsefuß                          920           310                93            3,0
Franzosenkraut             390            410               56           14,0
Brennnessel                     410            630               71            7,8

Wildkräuter stecken voller Vitamin C

Der Kopfsalat ist natürlich ein extremes Beispiel und – wenn aus konventioneller Gewächshausaufzucht – besonders vitalstoffarm. Doch auch die vitalstoffreichsten Kulturgemüse wie z. B. Brokkoli, Rosenkohl oder Grünkohl können es mit den Wildkräutern nicht aufnehmen.

Deren Vitamin-C-Gehalt ist zwar unter den Kulturgemüsearten absoluter Spitzenreiter (105 mg Grünkohl und 114 mg Brokkoli und Rosenkohl), im Vergleich zu den Vitamin-C-Reichtümern der Wildkräuter jedoch sind diese Werte unterstes Niveau.

Die Brennnessel liefert 333 mg Vitamin C, der Wiesenknopf 360 mg und das Gänse-Fingerkraut 402 mg. Beim Vitamin A sieht es ähnlich aus und auch in Sachen Proteine sind die Wildkräuter dem Kulturgemüse weit überlegen.

Vitamin C in mg/100g
Grünkohl                                  105
Broccoli und Rosenkohl      114
Brennnessel                             333
Wiesenknopf                           360
Gänse-Fingerkraut                402

Wildkräuter sind proteinreich

Während der durchschnittliche Reineiweissgehalt pro 100 Gramm Gemüse bei den Kulturgemüsen 1,3 Gramm beträgt, wobei Grünkohl mit 3 Gramm die Liste anführt, gefolgt von Feldsalat, Lauch und Salaten, enthalten Wildkräuter durchschnittlich die 3,5fache Proteinmenge.

Unter den Spitzenreitern ist hier die Malve, das besonders ungeliebte, aber äusserst wohlschmeckende Unkraut namens Giersch, der Gänsefuss und die Winterkresse (siehe Tabelle unten).

Eiweiß in g/100g
Grünkohl            3,0
Feldsalat             1,8
Lauch                  1,0
Salate                   0,5 – 0,6
Malve                  7,2
Giersch                6,7
Gänsefuß            4,3
Winterkresse     4,0

Wildkräuter sind voller bioaktiver Pflanzenstoffe

Wildkräuter schmecken ausserdem meist deutlich aromatischer und würziger als Kultursalate. Das liegt daran, dass sie neben einem sehr viel höheren Vitalstoff- und Mineralstoffgehalt auch sehr viel mehr bioaktive Pflanzenstoffe enthalten.

Gerade diese bioaktiven Pflanzenstoffe sind es, denen sich in letzter Zeit immer häufiger die Wissenschaft widmet.

Oft stellt sich dann heraus, dass diese Pflanzensubstanzen viele Krankheiten heilen bzw. vorbeugen können.

Bitterstoffe in Wildkräutern

Bitterstoffe beispielsweise fördern die Magen- und Gallensaftsekretion, stoppen Fäulnis- und Gärprozesse im Verdauungssystem, pflegen daher die gesunde Darmflora und beugen Pilzinfektionen vor.

Sie helfen bei der Fettverdauung und unterstützen nicht zuletzt ganz besonders die Funktionen unseres grossartigen Entgiftungsorgans, der Leber. Bitterstoffe finden sich reichlich im Löwenzahn, in der Schafgarbe, im Gänseblümchen, in der Wegwarte und in vielen anderen Wildkräutern mehr.

Flavonoide in Wildkräutern

Flavonoide sind eine weitere Gruppe höchst wirksamer Pflanzenstoffe. Flavonoide sind auch in manchem Kulturgemüse und Kulturobst enthalten.

Allerdings befinden sie sich meist in den äusseren Blättern der Kohlgemüse oder in den Schalen von Früchten.

Beides wird bei der herkömmlichen Zubereitung von Speisen gerne entfernt und weggeworfen, so dass der Durchschnittsmensch kaum in deren Genuss kommt. Enorm hohe Flavonoid-Konzentrationen sind dagegen in Wildkräutern enthalten.

Es gibt viele Tausende Flavonoidarten. Die meisten fungieren als äusserst leistungsfähige Antioxidantien, schützen unsere Zellen vor den Angriffen freier Radikale und beugen daher wirkungsvoll Krebserkrankungen vor.

Manche Flavonoide schützen gegen Grippeviren, andere wirken antibakteriell und verhindern oder heilen Infektionen (z. B. Procyanidine helfen bei Harnwegsinfekten) und wieder andere bewahren vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und harmonisieren den Blutcholesterinspiegel.

Flavonoide sind in wechselnden Mengen in nahezu allen Wildkräutern enthalten wie z. B. im wilden Stiefmütterchen, im Frauenmantel, in der wilden Malve, im Wegerich etc.

Gerbstoffe in Wildkräutern

Gerbstoffe sind ebenfalls in vielen Wildkräuterarten vorhanden. Sie hemmen Entzündungen, neutralisieren Gifte und vertreiben Bakterien und Viren. Da sie auch zusammenziehend wirken, werden sie in der Pflanzenheilkunde beispielsweise bei Durchfällen oder Hauterkrankungen eingesetzt.

In dauerhaft hohen Dosen sind Gerbstoffe weniger empfehlenswert, doch das macht nichts. Wildkräuter nämlich, die gesundheitsbedenkliche Mengen an Gerbstoffen enthalten, schmecken derart widerwärtig, dass kein Mensch sie freiwillig essen würde.

Gerbstoffe in gesundheitsförderlichen Dosen sind z. B. im Wiesen-Storchschnabel enthalten, im Gundermann, im Scharbockskraut, im Blutweiderich und in vielen weiteren Wildkräutern mehr.

Weitere heilkräftige und präventiv wirksame Pflanzenstoffe in Wildkräutern sind die folgenden:

Saponine:

Saponine wirken schleimlösend, hormonstimulierend, entzündungshemmend und harntreibend. Auch wird eine vorbeugende Wirkung gegen Darmkrebs vermutet. Saponine finden sich z. B. im weissen Gänsefuss, in der Melde, in der Taubnessel, im Wiesenknopf und in vielen weiteren Wildkräutern mehr.

Schleimstoffe:

Schleimstoffe regulieren die Verdauungstätigkeit, hemmen Entzündungen, senken Blutzucker und Cholesterin und absorbieren Giftstoffe. Sie werden gerne bei Atemwegserkrankungen (Husten, Halsentzündungen etc.) eingesetzt. Schleimstoffe sind z. B. im Spitzwegerich, im Eibisch, in den Blättern der grossen Klette, in der Königskerze, in Lindenblättern und in der Malve.

Senfölglykoside:

Zu den Senfölglykosiden zählt beispielsweise der Pflanzenstoff Sulforaphan, der sich in wissenschaftlichen Studien als hilfreich im Kampf gegen Krebs (sogar bei therapieresistenten Arten, wie z. B. Bauchspeicheldrüsenkrebs) und Arthritis erwiesen hat. Senfölglykoside sind in der Brunnenkresse, dem Barbarakraut und im Wiesen-Schaumkraut, aber auch in Broccoli oder Broccoli-Sprossen enthalten (Broccoraphan).
Iridoide: Iridoide sind eine weitere hilfreiche Pflanzenstoffgruppe. Sie sind beispielsweise für die beruhigende Wirkung des Baldrians verantwortlich oder für die entzündungshemmende des Augentrosts. Andere Iridoide wirken antimikrobiell, antiviral und blutbildend. Sie kommen z. B. im Spitzwegerich und auch im Ehrenpreis vor.

Kieselsäure:

Ein Pflanzenstängel ohne Kieselsäure könnte nicht aufrecht stehen und gleichzeitig sich im Winde biegen, ohne durchzubrechen. Kieselsäure ist die wasserhaltige Form des Siliziums. Silizium kommt in nahezu allen unseren Geweben und Organen vor. Nebenbei stärkt es das Immunsystem und macht Knochen stark. Silizium findet sich z. B. im Schachtelhalm und dem Lungenkraut.

Phytosterine:

Phytosterine senken das schädliche LDL-Cholesterin und wirken ferner krebsvorbeugend. So vermindern sie das Risiko für Brust-, Darm-, Prostata- und Magenkrebs. Phytosterine sind im Frauenmantel, in der Nachtkerze, im kanadischen Berufskraut und in der Königskerze enthalten.

Ätherische Öle:

Ätherische Öle gibt es in Wildkräutern in einer schier unübersichtlichen Vielfalt. Genauso variantenreich wie ihre Sortenvielfalt sind die unterschiedlichen Wirkungen. Im Allgemeinen wirken ätherische Öle heilsam auf das Verdauungssystem und die Atemwege, z. B. sämtliche Minze-Arten, der Feldthymian und die Knoblauchsrauke.

Wildkräuter am besten selber sammeln

Inzwischen kann man Wildkräuter auch bei Spezialversendern bestellen und sich per Post ins Haus liefern lassen. Doch lässt sich die Frische und damit die Wirksamkeit von selbst gesammelten oder womöglich selbst angebauten Wildkräutern natürlich nicht übertreffen.

Nur dann können Sie ausserdem sicher sein, dass es sich um Pflanzen handelt, die frei von Spritzmittelrückständen, von Tierkot und von Düngemitteln sind.

Ein weiterer Vorteil des  Wildkräutersammeln ist, dass Sie nur auf diese Weise lernen werden, essbare von ungeniessbaren Wildkräutern zu unterscheiden.

Statten Sie sich und Ihre Familie also mit Wildkräuterwissen und am besten auch mit Wildkräutervorräten aus.

Quelle: zentrum-der-gesundheit

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Genoveva, Kräuter-Pädagogin
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